RE: Alligatoah-Interviews

#256 von T!me , 17.09.2015 20:10



Hab das nicht im Forum gefunden, weswegen ich das mal hochlade.


Denkst du, dass sie die Gedanken genommen haben,
die wir gedacht haben und wollen,
dass wir denken, das die Gedanken die wir gedacht haben die Gedanken sind,
die wir denken?
Denkst du das?


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RE: Alligatoah-Interviews

#257 von ElZee , 17.09.2015 21:46

Unerwartet symphatisches Interview.


Zitat von TERRORIST 4life im Beitrag RE: Alligatoah Fragerunde: DIE ANTWORTEN
Das Forum ist in meinem Browser oben in der Schnellstartleiste und gehört somit zu den Seiten auf die ich hin und wieder mal Klicke, wenn mir langweilig ist. Ich guck dann kurz, was man von meinen neusten Sachen hält, sehe dass die Diskussion spätestens auf der zweiten Seite meistens von etwas völlig anderem handelt und bin wieder weg.
Ich mags hier :)


 
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RE: Alligatoah-Interviews

#258 von Brettlaken , 06.10.2015 18:21


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RE: Alligatoah-Interviews

#259 von T!me , 06.10.2015 18:40

Ist ja bloß ne Tonaufnahme :(


Denkst du, dass sie die Gedanken genommen haben,
die wir gedacht haben und wollen,
dass wir denken, das die Gedanken die wir gedacht haben die Gedanken sind,
die wir denken?
Denkst du das?


 
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RE: Alligatoah-Interviews

#260 von Olliminati , 12.11.2015 15:56

Noch kein Interview, aaber heute Abend in der ZDF Mediathek bzw. auf zdf neo:

:)


edit by Rey: Wurde schon gepostet. Bitte hier diskutieren: Der "Neo Magazin Royale"-Thread (5)


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RE: Alligatoah-Interviews

#261 von Julie , 12.11.2015 18:42

Zitat von Olliminati im Beitrag #260
Noch kein Interview, aaber heute Abend in der ZDF Mediathek bzw. auf zdf neo:
:)


edit by Rey: Wurde schon gepostet. Bitte hier diskutieren: Der "Neo Magazin Royale"-Thread (5)

Die beste Antwort in der kleinen Vorschau auf Youtube finde ich ist bei der Frage: "Und bist du so Fame dass du auf der Strasse erkannt wirst? Dass die Leute aus Fotoautomaten rausspringen und schreien: "Alligatoah! Foto! Selfie! Selfie!"" Und er so: "Ja also ich bin fame, das hast du richtig erkannt. Aber ich gehe einfach nicht auf die Strasse!" :D Beste Idee! Einfach nicht rausgehen ist die Lösung :D


 
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RE: Alligatoah-Interviews

#262 von Gnauf , 17.11.2015 12:31

Kein Video, sondern nur Text. Ein sehr gelungenes Interview wie ich finde, wo Alligatoah auch zu aktuellen Themen Stellung bezieht. Viele gute Sätze dabei!


Bei Alligatoah ist eigentlich alles aufgesetzt. Er selbst bezeichnet sich als Schauspiel-Rapper, für seine Songs schlüpft er in Rollen: In seiner Single "Denk an die Kinder" zum Beispiel spielt er einen aus der Zeit gefallenen Popstar, der seine beste Zeit hinter sich hat und mit einem Benefizsong noch einmal richtig abräumen will. Campino. Hust. Xavier Naidoo. Doppelhust.

Hinter dem vielgesichtigen Alligatoah steht das Multitalent Lukas Strobel. Der 26-Jährige rappt, singt, produziert Beats und dreht Videos. Nebenbei tobt er sich noch in der Pipikacka-Truppe Trailerpark aus.

Mit "Musik ist keine Lösung" kommt am 27. November Alligatoahs viertes Studioalbum raus. Ja genau, es ist tatsächlich schon seine vierte Platte, auch wenn viele den Rapper vermutlich erst seit seinem kommerziellen Durchbruch "Triebwerke" kennen. Wir haben mit ihm über die Entstehung seines neuen Albums gesprochen.


Alligatoah, in den Making-Of-Videos zu "Musik ist keine Lösung" hockst du allein in einer abgelegenen Waldhütte und nimmst deine Songs auf. War das wirklich so romantisch?


Oder ist das alles nur gestellt und ich habe eigentlich in einem Kellerloch in einem Industriegebiet gearbeitet!? (Lacht)

Es könnte ja sein, dass nur ein paar Songs da draußen entstanden sind.


Ich habe das komplette Album in meinem kleinen Hüttenstudio im Wald erzeugt. Da habe ich mich wohl gefühlt und durch die Arbeit in der Natur bin ich sehr aufgeblüht. Deshalb habe ich in einer für meine Verhältnisse relativ kurzen Zeit, neun Monaten, das Album fertig gekriegt.
Musikmachen war für mich immer eine Art von Flucht aus dem Alltag und der normalen Realität.

Du streifst in dem Video durch den Wald und nimmst Sounds auf. Haben die es aufs Album geschafft?


Das ist ein kleines Rätselspiel, da soll sich gerne jeder auf die Suche machen. Tatsächlich sind viele von den Sounds, die ich da aufgenommen habe, eingeflossen. Das hat auch damit zu tun, dass ich vom Land komme und mit den Sounds eines Waldes vertraut bin. Ich bin gespannt, wem die kleinen Steinchen oder das Geraschel des Busches auffallen.

Brauchst du die Ruhe, um Lieder zu schreiben?


Ja, schon meine ersten Lieder habe ich geschrieben, indem ich mich komplett zurückgezogen habe. Musikmachen war für mich immer eine Art von Flucht aus dem Alltag und der normalen Realität. Erst war das der Schulalltag, später dann die Ausbildung oder die Arbeit. Die Musik war immer mein Zufluchtsort und dieser Ort war immer besonders effektiv und inspirierend, wenn ich ganz alleine für mich war.

Mittlerweile lebst du davon, "Musik ist keine Lösung" ist dein viertes Studioalbum. Für viele Fans ist es aber wohl erst das zweite, weil die dich erst seit dem Riesenerfolg "Triebwerke" kennen. Inwiefern hat dich das im Schreibprozess unter Druck gesetzt?


Mir ist bewusst, dass jetzt viel mehr Augen auf mich gerichtet sind und schauen, was ich als nächstes mache. Davon habe ich mich aber nicht nervös machen lassen. Was ich an Druck verspürt habe, war lediglich mein eigener Druck – und das ist seit jeher der härteste Druck, den ich mir vorstellen kann. Ich bin selbst mein härtester Kritiker und Kontrolleur. Wenn mir das, was ich mache, missfällt, kommt auch schon mal der Rohrstock raus.

Als "Triebwerke" rauskam sperrte Facebook dein Cover, weil dein nackter Hintern drauf ist. Hat dich das geärgert?


Ich war eher überrascht, weil ich die sozialen Netzwerke bisher immer als relativ unkontrolliert und ungehalten kennengelernt habe. Was man im Internet mit wenigen Klicks an Widerwärtigkeiten und pornografischen Inhalten findet, überschreitet mein harmloses Cover dann doch bei weitem.
Widerwärtigkeiten und Hetze stehen im Internet während Dinge zensiert werden, die um einiges harmloser sind. Das ist ein gutes Beispiel für ein Stück Realsatire.

Trotzdem hat es dein Cover erwischt.


Die Aufregung ist immer dann groß, wenn es Kläger gibt und jemand es meldet. Bei meiner Reichweite ist es logisch, dass auch der ein oder andere dabei ist, dem so ein Cover missfällt – ein besorgtes Elternteil zum Beispiel. Aber ich bin generell niemand, der pubertär reagiert, wenn es um Zensur geht. Ich weiß, dass ich Facebook nicht besitze und es Leute gibt, die das ganze System aufgebaut haben. Die müssen natürlich auch dafür gerade stehen, was da gepostet wird. Wenn sie der Meinung sind, dass mein Inhalt zensiert sein muss, muss ich mir eben überlegen, ob ich weiter auf Facebook stattfinden möchte.

Deine Facebook-Seite gibt es aber noch.


Für mich ist Facebook die Möglichkeit, einen Ausschnitt meines Werkes zu bieten. Wenn ich bei jemandem zu Besuch bin, ziehe ich mir vielleicht die Schuhe aus, bevor ich ins Haus reingehe. Dann sage ich: "Komm doch auch mal zu mir, da müssen wir die Schuhe nicht ausziehen." So mache ich das auch mit zensierten Teilen von mir in den Medien. Ich lade die Leute ein, das Ganze auch unzensiert wahrzunehmen: wenn sie sich einfach das Album zulegen.

In letzter Zeit regen sich immer mehr Leute über die Nippelzensur bei Facebook auf, Hetzkommentare bleiben dagegen stehen. Wie stehst du dazu?


Das ist genau derselbe Punkt: Widerwärtigkeiten und Hetze stehen im Internet, während Dinge zensiert werden, die um einiges harmloser sind. Das ist ein gutes Beispiel für ein Stück Realsatire.

Im Frühjahr hat der NPD-Kreisverband Leipzig deinen Song "Willst du" gepostet um ein Zeichen gegen Drogen zu setzen. Wie hast du damals reagiert?


Ich hatte das erst gar nicht gesehen. Mein Manager Sebastian Krug hat aber in einem eigenen Post darauf reagiert, was wiederum einen Shitstorm auf die NPD-Seite ausgelöst hat. Das fand ich ein schönes Beispiel dafür, wie man sich selbst entlarven und ins Knie schießen kann. Die NPD hat als rechtsgesinnte Partei Musik von einem Künstler gepostet, der ihrer Gesinnung nicht ferner sein könnte. Dafür haben sie das Echo geerntet.
Ich möchte nicht, dass Leute meine Aussagen auf eine Fahne schreiben und da hinterherrennen.

Im Titelsong "Musik ist keine Lösung" von deinem neuen Album rappst du von "rechtsextremgesinnten Spasten, die dein Video posten, weil sie kalkulierte Jagd auf jugendliche Wählerstimmen machen". Ist das deine nachträgliche Antwort auf die Aktion?


"Musik ist keine Lösung" handelt wie alle meine Songs nicht komplett von mir. Aber oft sind kleine Bereiche darin behandelt, die mir so in der letzten Zeit widerfahren sind. Dazu gehört eben auch diese Zeile und das Erlebnis mit den rechtsextrem gesinnten Spasten.

Auch im Song "Teamgeist" behandelst du das Thema Rassismus. Da rappst du von Hundehaltern, die sich für Herrchenmenschen halten und Apfelessern, die sagen, dass wir nicht der Obstkorb der Welt sind. Wieso sagst du nicht direkt, dass Rassisten Arschlöcher sind?


Ich habe immer auf diese Art und Weise Aussagen getroffen. Das ist meine Art, Stellung zu nehmen. Sonst könnte ich auch ein Politiker sein. Aber ich bin Musiker. Und mein Verständnis davon, sich mit Sachen auseinanderzusetzen, ist ein künstlerisches. Das bedeutet nun mal, dass man Sachen verschlüsselt und ein ästhetisches Gesamtbild erzeugt; dass man sich dran stoßen kann; dass es Reibereien gibt.

Meinst du, deine sarkastische Herangehensweise hat dieselbe Wirkung wie eine klare Ansage?


Ich möchte nicht, dass Leute meine Aussagen auf eine Fahne schreiben und da hinterherrennen. Lieber möchte ich Menschen, die sich über meine Beobachtungen freuen und etwas da rausziehen, was sie ihrerseits zu interessanten Überlegungen führt.

Neben rechten Strömungen in Deutschland rappst du unter anderem über die Wegwerfgesellschaft, Selbstoptimierung und Spießbürgertum – alles durchaus aktuelle Themen. Es wirkt gar nicht so, als hättest du dich ein Dreivierteljahr in eine Hütte gesperrt und nur dein Ding gemacht.


Viele dieser Themenansätze für Lieder stehen schon sehr lange auf meinem Zettel. Das lässt einen Schluss darüber zu, dass sie so aktuell wie sie jetzt sind, auch schon in der Vergangenheit waren – und wahrscheinlich auch in der Zukunft noch sein werden.

Trotzdem: Rechtssein wird in Deutschland gerade gefühlt massenkompatibel. Ist es wirklich Zufall, dass ein Song wie "Teamgeist" gerade jetzt kommt?


Natürlich passt der Song auf die aktuelle Situation und hat damit zu tun. Gleichzeitig ist das aber ein generelles Phänomen, deshalb habe ich den Text relativ allgemein gehalten: Es geht um das Kernproblem vom Faschismus: dass du dich in der Gruppe, mit der du dich identifizierst, besser fühlst als eine andere Gruppe.

Deine Musik lebt vom Gegensatz. Du schreibst meist sehr böse Texte, dazu kommen unfassbar eingängige Mitsing-Melodien. Wie passt das zusammen?


Ich finde, dass in diesem Ansatz sehr viel Philosophie stecken kann. In dieser Welt sieht man einfach sehr viel Brutalität und Dinge, die einen mit Hilflosigkeit konfrontieren. Und doch ist das einzige, was uns da irgendwie raushilft, eine Fröhlichkeit an den Tag zu legen. Ich glaube, Traurigkeit und Fröhlichkeit lassen sich nicht voneinander trennen. Beides gehört zum Leben.



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RE: Alligatoah-Interviews

#263 von hoatagillA , 18.11.2015 22:13

Ein weiteres, sehr sympathisches Textinterview. Sind u.a. auch Textzeilen von bislang nicht gehörten Songs dabei

Alligatoah: Musik ist keine Lösung
Track-Check zum Album – Release am 27. November

Zum Sterben würde er auf einen Berg gehen: Alligatoah sprach mit UNICUM Abi über sein neues Album "Musik ist keine Lösung" und verriet uns dabei außerdem, wie er seinen letzten Tag auf Erden verbringen würde.

Der Track: Vor Gericht

Ein Zitat daraus: "Meine Eltern sagten: Ich soll nicht mit Pornoheften spielen, ich verklagte sie und ließ ihnen das Sorgerecht entziehen."

UNICUM: Wie ist denn so das Verhältnis zu deinen Eltern?
Alligatoah: Ich habe sie noch nicht verklagt – bisher. Nein, es gibt auch keinen Grund dazu, ich habe immer die volle Unterstützung von meinen Eltern bekommen.

Was haben deine Eltern dazu gesagt, dass du nach dem Abi direkt nach Berlin gezogen bist, um Musik zu machen, statt zu studieren?
Ich habe in Berlin eine schulische Ausbildung zum Mediengestalter Bild und Ton gemacht und damit einen IHK Abschluss in der Tasche – also ich habe etwas "Ordentliches" gemacht. Einen Abschluss zu machen, den ich in der Hinterhand behalten kann, war auch der Rat meiner Eltern. Aber selbst wenn ich das nicht gemacht hätte, hätte es von ihnen keine Einwände gegeben.

Was halten deine Eltern von deiner Musik?
Die finden sie gut. Manchmal geht ihnen allerdings der Rap zu schnell und sie verstehen den Text nicht richtig. Sie bitten mich dann, ihnen das mal auszudrucken, damit sie beim Anhören der Lieder zusätzlich mitlesen können. Die Hörgewohnheit für das Tempo und die Art der Sprache ist bei ihnen einfach noch nicht so da, das ist aber nicht schlimm. Ihr Interesse ist trotzdem groß und wenn sie die Texte dann sehen, sind sie davon auch sehr angetan.


Mama kannst du mich abholen?
"Mama kannst du mich abholen? Weil ich Scheiße gebaut hab und machtlos bin."

Aus welcher schwierigen Lage hat dich deine Mutter schon mal rausgeboxt?
Sie musste mich eher reinboxen – ins Auto nämlich, und dabei musste sie dafür sorgen, dass ich nicht zur Seite kippe und mich über den Beifahrersitz übergebe. – Das kennt wohl jeder, man ist als junger Mensch auf einer Party, hat ein bisschen übertrieben und muss irgendwie nach Hause gebracht werden. Da kommt man dann plötzlich ganz schnell an einen Punkt, an dem man wie ganz früher nach seiner Mutter ruft – und in dem Lied ist dieses Gefühl mit noch deutlich krasseren Situationen in Verbindung gesetzt, in denen sich einige Menschen auf diesem Planeten in dieser jetzigen Zeit befinden.

Gute Bekannte
"Du weißt, irgendwann verläuft es spurlos im Sande, aber ist doch egal, wir waren nur gute Bekannte."


Hast du zu jemandem, etwa aus der Schulzeit, den Kontakt verloren, bei dem es dir richtig Leid tut?
Vielleicht ist der Song aus der Furcht heraus entstanden, dass aus Freunden irgendwann doch nur gute Bekannte werden. Aber die Menschen, die mir in der Schulzeit am Herzen lagen, gehören immer noch zu meinem engsten Freundeskreis. Das heißt nicht, dass wir auch örtlich nah beieinander sind, alle sind in verschiedene Städte gezogen, aber wer mir damals wichtig war, ist mir auch heute noch wichtig. Man muss natürlich auch etwas dafür tun, dass die Bindungen bestehen bleiben, denn die Zeit ist bei allen begrenzt, alle haben viel um die Ohren. Da muss man schon aufpassen und dafür kämpfen, dass man sich nicht verliert, aber das funktioniert zum Glück erstaunlich gut.

Du bist schön
"99 Prozent reduziert auf mein Äußeres, ich muss in die Sachen passen, hab ich Hunger, gibt es Kochwäsche."

In deinen Videos schlüpfst du häufig in verschiedene Rollen mit teilweise eher unvorteilhaftem Look. Bist du selbst gar nicht eitel?
Ich bin schon eitel. Wenn eine Kamera auf mich gerichtet wird, will ich, dass ich so aussehe, wie ich da gerade aussehen möchte. Sehr oft möchte ich auch scheiße aussehen, aber das möchte ich gut – und da bin ich dann eitel im Scheiße-Aussehen.

Lass liegen
"Lieber neue Waren statt verwahren."

Was hast du zuletzt repariert, statt es wegzuwerfen?
Ich habe ein Akkordeon geschenkt bekommen, das kaputt war. Beim Öffnen und Schließen wurde immer der Ton A mitgespielt, es war also irgendwas verklemmt. Ich habe dann, ohne jegliche Ahnung von diesem Instrument zu haben oder mir vorher irgendwelche Youtube-Tutorials anzuschauen, dieses Ding aufgeschraubt und darin rumgestochert, bis es wieder funktioniert hat.



Denk an die Kinder
"Wenn uns mal die Trends überholen, ist die Existenz bedroht bei uns prominenten Personen."

Was machst du, wenn dein Erfolg der letzten Jahre vielleicht mal wieder abflaut? Dschungelcamp? Band Aid? Akkordeons reparieren?
Vielleicht habe ich das Akkordeon dann gar nicht mehr, weil ich es aus Geldnot verkaufen musste. Vielleicht habe ich dann nur noch eine kleine Holzflöte, aber egal – am Dschungelcamp oder bei Band Aid werde ich nicht teilnehmen, aber ich werde sicherlich immer Musik machen. Ich werde meine Ideen immer in Worte fassen, sie auf Papier bringen und in Musik verarbeiten, auch wenn das keiner hört.

Comeback des Jahres
"Nutz deine letzten Wochen, um ans Meer zu fahren oder Meth zu kochen."


Was würdest du tun, wenn du erfährst, dass du nur noch einen Tag zu leben hättest?
Meth kochen nicht, das scheidet schon mal aus. Das Meer habe ich auch schon mal gesehen, da bin ich aufgewachsen. Ich würde versuchen, einen Flug nach China zu bekommen, ich wollte immer mal nach China. – Vielleicht gibst du mir zwei Tage, das wäre voll nett, dann hätte ich nämlich einen Tag für den Flug dahin und einen Tag, den ich in China verbringen kann. Ich würde mich dann auf einen Berg setzen und von dort alles noch einmal anschauen und mich verabschieden, von der Welt und auch von mir selbst.

Hättest du gar nicht das Bedürfnis, deine Freunde und Familie um dich zu versammeln?
Freunde und Familie würden es einem wahrscheinlich schon übel nehmen, wenn man sie auf diese Weise verlässt. Man verlässt sie ja für immer. Es ist eben eine Grundsatzfrage und die muss jeder für sich selbst klären.

Musik ist keine Lösung
"Sehr geehrter Kaliba, netter Versuch: kritische Texte, Weltverbesserer-Blues."

Mit diesem Track nimmst du allen Kritikern, die sagen, mit Musik allein löst man auch keine Probleme, den Wind aus den Segeln. Gibt es etwas, für das du dich besonders engagierst?'
Die Sache, zu der ich eine emotionale Bindung habe, ist vor allem die Natur. Ich bin von Natur umgeben aufgewachsen und habe Wälder und Wiesen immer als meinen Zufluchtsort angesehen, daher erachte ich sie als besonders schützenswert. Es macht mich enorm wütend, wenn ich durch einen Wald laufe und sich rechts und links von mir der Plastikmüll stapelt. Das ist mein persönliches Thema und wenn jeder so ein persönliches Thema hätte, dann wären wir ja schon mal einen Schritt weiter.

Musikalische Kinder
Du rechnest auf deinem Album "Musik ist keine Lösung" so ziemlich mit allen aktuellen Krisen- und Problemthemen ab. Hast du selbst ein Lieblingslied auf der Platte?
Ich mag eigentlich alle meine Kinder gleichermaßen. Ich will keins bevorzugen, denn sonst könnte Eifersucht unter den Liedern entstehen. – Vor allem in dieser Phase ist das wirklich schwer zu sagen. Ich habe das Album jetzt erstmal weggelegt und werde es auch ein paar Monate nicht mehr hören, weil man während des Schaffensprozesses irgendwann betriebsblind für die eigenen Sachen wird. Im Moment sind mir daher eher die Lieder näher, die ich zum Schluss aufgenommen habe, weil ich die noch nicht so tot gehört habe. Von diesen Songs ist mein aktueller Favorit gerade "Teamgeist".




Hoffe aber dennoch das mit dem unironischen Lucas ein oder zwei Videointerviews kommen. Fände z.Bsp. das neue Format von Visa Vie sehr interessant. Da würde man viel über ihn erfahren.


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RE: Alligatoah-Interviews

#264 von T!me , 19.11.2015 06:54

Freue mich gerade total auf "Mama kannst du mich abholen"^^


...Dadadaaa Daaaaa


 
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RE: Alligatoah-Interviews

#265 von terroretisch , 19.11.2015 12:13

"Vielleicht gibst du mir zwei Tage, das wäre voll nett, dann hätte ich nämlich einen Tag für den Flug dahin und einen Tag, den ich in China verbringen kann. Ich würde mich dann auf einen Berg setzen und von dort alles noch einmal anschauen und mich verabschieden, von der Welt und auch von mir selbst."


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RE: Alligatoah-Interviews

#266 von hoatagillA , 19.11.2015 13:14

Das ist doch das erste Videointerview :-). Eher etwas 'sanftere' Fragen und wird auch nicht übers neue Album gesprochen, aber dennoch ganz gut.


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RE: Alligatoah-Interviews

#267 von hoatagillA , 19.11.2015 13:28

Und noch ein Textinterview


Interview mit Alligatoah
Humor ist eine Lösung

Alligatoah alias Lukas Strobel ist ein Sänger, Rapper, Songschreiber und Multiinstrumentalist, der den zeitgenössischen Hip-Hop auf den Kopf stellt und ein neuartiges Songwriting zwischen Satire, Comedy und Protestsong präsentiert. Sein viertes Studioalbum „Musik ist keine Lösung“ erscheint nächste Woche. Wir sprachen mit ihm über Vorbilder, Humor und Wutbürger.

Scenario: Du hast Dein Album „Musik ist keine Lösung“ zwischen Bäumen, wilden Kräutern und Eichhörnchen aufgenommen. Warum ist in dieser Abgeschiedenheit keine friedliche und erholsame Musik entstanden?
Alligatoah: Man könnte denken, dass ich wütend bin, weil ich in dem Album hin und wieder herumschreie und ein Hauch von Empörung zum Hörer herüberweht. Es ist aber nicht meine Wut, sondern die Wut derer, die ich beobachte. Überall kommen Menschen leicht in Rage und sind sehr schnell damit, die Sau rauszulassen.

"Für Ängste habe ich Verständnis"

Scenario: Hast Du Verständnis für die Angst und die Wut der Bürger?
Alligatoah: Für Ängste habe ich immer Verständnis. Angst ist ja nur eine Emotion, die auch unbegründet sein kann. Manche Menschen haben Spinnenphobien, obwohl diese einem überhaupt nichts tun können. Wenn so was allerdings in etwas Destruktives, Hetzerisches und Gewalttätiges umschlägt, habe ich dafür kein Verständnis mehr.

Scenario: Du sagst „Musik ist keine Lösung“. Wenn Musik die Welt nicht retten kann, wer oder was kann es dann?
Alligatoah: Ich glaube, Musik kann einen Teil dazu beitragen. Das Wort Lösung an sich enthält viel Endgültigkeit und setzt einen hohen Anspruch an einen Abschluss. Ich glaube nicht, dass Musik das sein kann oder sein muss. Sie bringt immer nur Sachen ins Rollen und kann vielleicht somit zu einer Lösung beitragen. Was dann die Lösung an sich sein wird, entzieht sich meines Aufgabenfeldes.

Scenario: Kann man die Welt nur noch mit Zynismus ertragen?
Alligatoah: Wenn man sich komplett in den Zynismus fallen lässt und die ganze Welt mit Sarkasmus betrachtet, dann wird man zu einem verbitterten Menschen werden. Der Eindruck, mein Album wäre von einem Verbitterten geschrieben worden, kann durchaus entstehen. Hin und wieder werden darin tatsächlich sehr düstere Bilder gezeichnet und durch zynische Aussagen bestärkt. Aber man wird auch nicht glücklich, wenn man sich komplett in Zynismus verliert. Nur Humor und Gelassenheit können einen in schwersten Zeiten an die Hand nehmen und sehr viel Dampf rausnehmen.

"In meiner Jugend habe ich viel Rüdiger Hoffmann gehört"

Scenario: Wer hat Deinen Humor geprägt?
Alligatoah: In meiner Jugend habe ich viel Rüdiger Hoffmann gehört. Dieser Comedian war für das, was ich jetzt als Alligatoah tue, recht prägend. Und zwar insofern, als dass er auch in Rollen geschlüpft ist und diese durch Überzeichnung ins Lächerliche gezogen hat. Hoffmann hat als Ausländerfeind oder als Spießer geredet. Gerade das hat mich sehr interessiert.

Scenario: In „Denk an die Kinder“ schlüpfst Du in die Rolle eines Stars, der sich für wohltätige Zwecke einsetzt. Willst Du damit die Scheinheiligkeit entlarven, mit der Charity und politische und moralische Korrektheit von der Musikelite teilweise praktiziert werden?
Alligatoah: Ich glaube, es ist nicht möglich, seine eigene Meinung nicht in Lieder zu packen, selbst wenn man wie ich schauspielerische Musik macht. Wenn ich ein Lied über geheuchelte Wohltätigkeit mache, dann kritisiere ich auch die Art und Weise, wie mit dem Thema umgegangen wird: nämlich Charity als Aushängeschild für die eigene Promotion

Scenario: Wer soll sich davon konkret angesprochen fühlen?
Alligatoah: Im Schlussteil probiere ich mich als Stimmenimitator einiger bekannter deutscher Sänger. Das soll aber in keiner Weise ein Vorwurf gegen irgendeinen dieser Kollegen sein. Ich weiß nicht mal, inwieweit sich irgendwelche von denen charitymäßig engagiert haben. Ich habe lediglich nach dem Vorbild der großen Songs „We Are The World“ oder „Do They Know It’s Christmas?“ gehandelt. Ich wollte unbedingt diesen Schlussteil unterbringen, der als großes Finale funktioniert und verschiedene Künstler zusammenbringt.

"Ich bin mir relativ sicher, dass ich nie Meet&Greets mache"

Scenario: Was würdest Du als Künstler niemals tun?
Alligatoah: Schwer zu sagen, denn irgendwann tut man es vielleicht doch und dann ärgert man sich. Ich bin mir relativ sicher, dass ich niemals sogenannte Meet&Greets machen werde. Das sind Treffen zwischen Künstlern und ihren Fans, die oftmals verlost werden. Man tut dann so, als sei man gut miteinander befreundet und verbringt einen gestellten Tag mit Menschen, die man nicht kennt. Das Gute ist, so was brauchen meine Fans und meine Hörer auch gar nicht. Wir respektieren uns gegenseitig und müssen nicht zusammen tanzen gehen.

Scenario: Wie kommst Du als tiefgründig reflektierender Künstler mit den Gepflogenheiten im Musikgeschäft zurecht?
Alligatoah: Das ist die Frage, in was für einer Musikszene man sich befindet. Die Sphären, in denen ich mich bewege, sind nicht die der Musikgeschäftsleute, die mit Anzug durch ein Geschäftsgebäude laufen und die ganze Zeit darüber telefonieren, welche Ressourcen für das nächste Release zur Verfügung stehen. Das ist nicht meine Welt. Ich habe das große Glück, eine Heimat bei einem Independent-Label gefunden zu haben, das nur aus Freunden besteht. Wir wollen gemeinsam unser eigenes Ding voranbringen.

Scenario: Willst Du wie alle Künstler möglichst viele Platten verkaufen?
Alligatoah: Ich habe nichts dagegen und freue mich darüber, dass viele Leute zu meinen Konzerten kommen und dass die ganze Nummer so viel abwirft, dass nicht nur ich, sondern auch mein Team davon gut leben kann. Ich weiß aber auch, wie schnell so was zu Ende sein kann. Ich wäre in dem Fall auch nicht traurig drum. Das Einzige, was mir immer wichtig war, ist, dass ich Musik machen kann. Das würde ich selbst dann noch tun, wenn ich nur noch 100 CDs verkaufen würde und nebenbei im Kino arbeiten müsste.



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RE: Alligatoah-Interviews

#268 von Gnauf , 19.11.2015 14:14

Zitat von Dori12121 im Beitrag RE: Musik ist keine Lösung - Allgemein



ALLIGATOAH MAG MUSICALS! MEIN HERZ TANZT!!


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RE: Alligatoah-Interviews

#269 von T!me , 19.11.2015 14:17

Lieblingslied: Der Kuckuck und der Esel


...Dadadaaa Daaaaa


 
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RE: Alligatoah-Interviews

#270 von terroretisch , 19.11.2015 16:29

Gnauf, als ich das Interview gesehen habe, dachte ich mir auch gleich, dass dich das sehr freuen wird :D


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